Dienstag, 16. Dezember 2008

Guten Tach!

Ein' hab ich noch! Blöder Texteditor oder Browser, die Entertaste funktioniert nicht.

Morgen, Kinder, wird's was geben,
Morgen werden wir uns freu'n!
Welch ein Jubel, welch ein Leben
Wird in unsrem Hause sein!
Einmal werden wir noch wach,
Heissa, dann ist Weinachtstag!

Hier die ganze Strophe, weil der punctus saltum in dem Fall ganz zum Ende kommt: Weihnachtstach. Kurz, unbetont, frikativ und so hart wie möglich auszusprechen. Und der Autor ist bestimmt eher aus dem Norden Deutschlands? Genau, aus Berlin.

Wikipedia belehrt uns über die berlinische Lautbildung:

Das g wird nach Vokal zu einem frikativen Laut. Stimmhaft wird es dann nach e, i, ä, ö, und ü zu j, und nach a, o und u zu einem r / gh, ähnlich dem arabischen غ (gheyn).

Besonders die Erläuterung mit dem Arabischen werden viele hilfreich finden. Nun, ja, aus Berlin. Richtig müssten die letzten beiden Zeilen also auf berlinisch heißen:

Einmal werden wir noch wach,
Heissa, dann ist Weinachtstach, brauchste aber nich denken, dasste was abkriss, wa, verzieh dir jefällichst, du Komiker!

Gott, bin ich froh, dass ich da nicht mehr wohnen muss.

Freitag, 5. Dezember 2008

Listig, listig, tralalala

Niklaus ist ein guter Mann,
dem man nichts beweisen kann.

Und nicht bzw. nicht mehr bzw. noch nicht der Weihnachtsmann. Und weil wir immer, vollkommen egal, worum es auch geht, mit gutem Beispiel voran gehen wollen, ist dieser Blog nun eine weihnachtsmannfreie Zone.

Immerhin lustiger als die Lutherbonbons, die die Evangelen zum Reformationstag verschenken. Aber jeder nur eins! Und sauer müssen die ja auch sein. Aber das macht ja lustig.

Bühnendeutsch

Hmm, als ich auf dem Klo nachdachte (ja, auf dem Klo, was machen Sie denn da?) kam mir, dass der Reim "König" - "wenig" bei Schiller eigentlich auch dem damaligen Bühnendeutsch, was ja der Vorläufer der deutschen Standardsprache war, geschuldet war, denn das war damals das, was man für akzentfrei hielt, nämlich, ei verbibscht, Sächsisch.

Dies olles is mir viel zu wähnisch
begonn er zu Agibdns Kähnisch, nu wor.

Hm, reimt sich auch nicht.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Heeo!

Eine immer wiederkehrende, wenn auch nur sporadisch-launenhaft wiederkehrende Quelle der Freude ist es ja, dialektale Aussprachen in vermeintlich standardsprachlichen Texten zu erkennen. (hmm, wieviel Prozent der Leser habe ich wohl nach diesem ersten Satz verloren?)

Wie geht das? Ist ganz einfach und kann auch zu Hause selber gemacht werden. Klassische Beispiele finden sich in der klassischen deutschen Dichtung (wir haben ein Wortspiel versteckt, finden Sie's?):

de Göde

Ach, neige, du Schmerzensreiche,
Dein Anlitz gnädig meiner Not!

spricht Gretchen im Faust und wir fragen uns natürlich: Was soll das?
Alles wir klar, wenn man das so ausspricht, wie es de Göde wohl als Frankfordder getan haben wird, alles irgendwie weischer und zärtlischer mit jenem stimmhaften dentalen Frikativ, der in ehemals französisch besetzten Teilen Deutschlands häufiger ist, also wie das "j" in Journal:

Ach neische, du Schmerzenreische,
Dein Antlitz gnädisch meinä Nohd.

Und voilà! Habemus Binnenreim!

der Andere

Der kann das auch. Eher aus Süddeutschland kommend nimmt Schiller es nicht so genau mit den Äs, Ös, und Es, bzw. weiß er gar nicht, dass es da einen Unterschied gibt. (Im Saarland wird z.B. Dörrfleisch immer als Dürrfleisch geschrieben, weil eben beides därrfleesch ist). Das macht es für Polykrates natürlich einfach, Folgendes zu reimen:

Dies alles ist mir viel zu weenisch,
begann er zu Ägüptens Keenisch.

Ich gestehe, dass ich Badener bin.

der aktuelle Anlass

Wiewohl glühende Atheistin, pflegt die Tante sämtliche Weihnachtstraditionen, derer sie nur irgend habhaft werden kann, und singt zum Anzünden der Kerzen am Azvenzkranz:

Freut euch, Ihr Christen!
Freuet Euch sehr.
Schon ist nahe der Herr.

Der Herr? Ja wohl eher der Heer, oder? Bzw. der Heeo. Und so hatte ich gehofft, hier einen nördlicheren, bevorzugt Münsterländischen Dichter, naja: Autor, versteckt zu finden. Doch weit gefehlt: Es stammt von Maria Ferschl, und die wiederum stammt aus Österreich. Und hat da auch die gesamte Lebenszeit ihres Lebens, nun ja, gelebt.

Freuts Earna säa,
schon ist noh der Häa!

Und er hot zehn Deka Powidldatschn mit Brechlingsgselz mitgbrocht.