Dienstag, 30. November 2010

Jetzt kommt ein Karton

Die Zeichnung ist vom extrem talentierten Onkel Buxbaum. Vielen Dank dafür.

Jüngst überlegte sich die Tante, dass diese Privatsender doch mal so eine Auswanderersendung machen könnten - nur eben, dass Leute nach Deutschland auswandern. Machen sie ja aber nicht (also sowohl die Privatsender so eine Sendung wie auch die Leute auswandern, zumindest immer seltener). Dafür gibt es jetzt sowas bei ZDF Neo, anscheinend heute Abend um 19.30 Uhr. Mal schauen.

Freitag, 26. November 2010

Das gut recherchierte Lied

Das hier ist schon fast 2 Monate alt, aber man kommt ja zu nix:

Letztes Wochenende war die Tante ja mal wieder aus. Und zwar auf einem verschwenderisch guten Konzert von Leonard Cohen, weil die Tante wissen wollte, wie das ist.

Für alle, die das auch mal wissen wollten, sich das aber nicht leisten konnten oder zu spät davon gehört haben: so ist das:
  • Man sitzt auf Stühlen. Das ist auch gut so, denn der Mann ist zwar 75, spielt aber - mit Pause zwischendrin - 3 Stunden und 15 Minuten.
  • Wenn man 75 braucht man keine große Bühnenshow mehr (nicht, dass er die je gehabt hätte). Leonard Cohen strahlt einfach so aus: so gut wie keine Ansagen, manchmal geht er zu einem der Musiker hin und kuckt / hört den an, während er singt. Und singen kann er halt. Die Stimme ist mit den Jahren.
  • Höhepunkte sind: Er kniet am Anfang fast jeden Lieds. Das hat aber nichts damit zu tun, dass unten auf dem Boden der Spickzettel versteckt ist. Bei So long, Marianne kam er trotzdem raus. Das muss man sich mal vorstellen: jeder im Publikum kann's auswendig, aber er vergisst nach über 40 Jahren den Text. Glücklicherweise vor der Textzeile "You make me forget so very much", dann haben alle was zu lachen.
  • Beim Rausgehen tanzt er ein bisschen.
  • Es ist nicht zu laut. Das kann man nicht genug loben.
  • Sehr gute, viele, aber auch sehr kurze Soli. Kann man auch nicht genug loben.
  • Die Restauration ist von Feinkost Käfer. Es gibt leckere Mayonnaise (leckere Mayonnaise gibt es in Deutschland eigentlich nie - kann man auch nicht genug loben).
  • Es ist nicht zu laut.
  • Das Publikum hält meistens die Klappe - zwar könnten bestimmt alle fast alles mitsingen, aber die Musiker sind wirklich so gut, dass man lieber zuhört.
  • Die Arrangements sind mit den Jahren viel stimmiger geworden - die ursprüngliche Version von First we take Manhattan war grauslich, und Coverversionen z.B. von R.E.M. waren um Längen besser. Die jetzige ist tatsächlich die beste Version. Obwohl alles noch ein bisschen mit Soße überzogen ist. Nie spielt er alleine, um das Stück intimer werden zu lassen. Anscheinend mag er das so. Darf er ruhig.
  • Trotz allem kommt nie Gänsehaut auf, vielleicht auch, weil man nie genau weiß, worum es in den Liedern geht, wer I, You und We (die es tatsächlich fast in jedem Lied alle vorkommen).
  • Fast alles ist genau so wie auf dem Livealbum von 2008 - die gleichen Witze, die gleichen Ansagen, der gleiche Ablauf, fast die gleichen Stücke. Es ist eine perfekt durchkomponierte und durchgeprobte Show. Wenn man das Livealbum gut kennt, ist das etwas enttäuschend. Aber trotzdem gut. Aber eben keine Gänsehaut.
À propos durchkomponiert.



klingt ja im Refrain schon ähnlich wie:



Cohen war aber ein paar Jahre früher dran, und hat auch einen Urheberrechtstreit gegen Sayer geführt. (Aber anscheinend gibt es das Thema auch schon bei Schubert, da wär' ich ja mal interessiert, wie das bei dem klingt). Die Version von Leo Sayer (die er nicht selbst geschrieben hat) hat als fünften Akkord nach dem C G a G nicht das (der Tonart fremde) E wie bei Cohen, sondern löst nach C auf. Der Trick, die Tonfolge e1 d1 c1 h0 nicht auf dem h0 enden zu lassen, sondern mit "away-ay-ay" über a0 auf g0 zu landen, was ja super in einem C-Dur drin liegt. (Hallo Maria im Übrigen!)(Sagt hallo zu Maria, wahrscheinlich hat das außer ihr eh keiner verstanden.) Bei Cohen bricht der Refrain beinahe verzagt / verzweifelt / todtraurig / melancholisch ab, bei Sayer kann man freudig / todtraurig / melancholisch mitschmettern. Spaß mit Akkordfolgen.

Mittwoch, 24. November 2010

Produktidee: Eine atheistische Kirchengemeinde


Wenn man schon Ostereier suchen und Weihnachtsgeschenke verteilen kann, ohne sich dabei um das Seelenheil Gedanken zu machen, könnte man doch auch das Ganze einen Schritt weiter treiben.

Nee, anders anfangen: Die Tante geht eigentlich ganz gern mal in die Kirche: Mit Mitmenschen zusammen sein, singen, über grundlegende Fragen nachdenken. Wenn die Textbeiträge nicht immer daran krankten, dass man die Prämissen unbedingt teilen muss, damit sie irgendeinen Sinn ergeben.

Anders gefragt: Warum nicht selber ein wenig nachdenken, anstatt krampfhaft zu versuchen, 2000 Jahre alte moralische Ansichten zu rechtfertigen, die genau so veraltet sind wie solche aus der gleichen Zeit über Lebensmittelkonservierung?

Alles andere könnte gleich sein: Man geht hin, freut sich an der Gemeinschaft, singt, isst zusammen, hört sich an, was wer anders zu sagen hat (vielleicht könnte man am Ende sogar darüber - horrible dictu - diskutieren?

Der Unterschied wär' dann, dass einfach jeder kommen dürfte und und die Leute kämen, weil es Ihnen Spaß machte, und nicht, weil auf Nichterscheinen das Fegefeuer steht.

Freitag, 19. November 2010

Das gut recherchierte Lied: Hamburch

Es wird eine liebgewordene Tradition, dass am Freitag immer unbekannte Musik vorgestellt oder interessante Dinge zu bekannter Musik gesagt werden. Und da die Tanten heute nach Hamburch fahren, liegt natürlich nichts näher als ein Lied über Hamburch.

Lieder über Hamburch gibt es erstaunlich viele, anscheinend gefällt es Hamburgern in Hamburg. Das gleich gilt übrigens auch für Berlin, nicht aber für München. Oder kennt jemand einen einzigen Popsong über München? Bitte in den Kommentaren melden, auch Lieder über Berlin und Hamburch.

Ohne lange zu suchen fallen mir da Landungsbrücken und Schnitzelalarm ein, aber gewonnen hat natürlich der Lehrer an der Hamburger Schule, Bernd Begemann, den die Tante schon seit Jahren gut findet (es gibt bessere Versionen , aber die Bühnenpräsenz macht alles andere wett). Irgendwie scheinen übrigens alle zu finden, dass am Hafen die Schiffe schlafen, was allerdings ökonomischer Unfug (wie wohl poetischer Fug) ist: dafür sind die Liegezeiten viel zu teuer, da wird Tag und Nacht gelöscht und beladen.

Donnerstag, 18. November 2010

Sonst ist der bittre Frosch dann tot.



Frieda, der besten Tante von allen, viel jüngst beim Martinsumzug auf, dass - wie so manches - der ganze Kram auch ohne Gott funktionieren würde. Dass jemand einem armen Mann seinen halben Mantel schenkt, ist erinnerungswürdig genug. Man muss kein Christ sein, um sich darüber zu freuen und daran zu erinnern.

Insofern ist der vorauseilende Gehorsam, mit dem eine Sache, auf die man stolz sein könnte, von vielen Kindergärten zugunsten eines blutleeren Lichterfestes ohne Inhalt aufgegeben wird, nervig. Vor allem angesichts der Tatsache, was alles an anderer Stelle (und, na gut, von anderen) als abendlandskonstitutiv bis aufs Messer verteidigt wird (Religionsunterricht zum Beispiel). Nun ja.

Dieser Tante hier kam dann aber noch was anderes in den Sinn: Fast alle Riten, die wir so im Jahreskreis begehen, sind entgegen aller Behauptungen total unchristlich:

St. Martin: Auf die Frage der Gemeindetante bei der Feierstunde, warum wir denn alle hier sind und Laternen dabei haben, gibt es nur eine richtige Antwort: Weil es Spaß macht, mit Laternen durch die Dunkelheit zu laufen.

Weihnachten ist im Wesentlichen Wintersonnenwende. Wir machen es uns ein bisschen hell, stellen einen grünen Baum mit Früchten dran ins Zimmer, Verbacken Lebensmittel zu Keksen, damit sie noch ein bisschen halten. Denn es ist ja so schweinekalt, dass selbst in Bethlehem niemand mehr draußen bei seinen Herden übernachtet.

Silvester begehen wir mit Bleigießen und vertreiben böse Geister mit Knallerei.

Ostern ist Frühlingsanfang mit Hasen und Eiern, die irgendwo rumliegen.

Den Rest könnt Ihr Euch dann selbst bedenken und in den Kommentaren nennen.

(Nachtrag: Das klappt ja hier wieder super mit der Bürgerbeteiligung.)

Montag, 8. November 2010

Diskriminierung bizarr: Sinti sind erzürnt, weil immer nur Roma ausgewiesen werden.

Nee, ist natürlich Quatsch. Aber warum werden eigentlich nur Roma deportiert? Weil Sinti eine Untergruppe der Roma sind, die schon am längsten (meint: rund 600 Jahre) in Mitteleuropa leben, also alle Pässe haben, ordentliche Steuerzahler sind und meist überhaupt nicht auffallen. Es macht einfach keinen Sinn, jemanden von Bottrop-Kirchhellen nach Bottrop-Kirchhellen abzuschieben.

Wohl aber in das Kosovo. Und hier kommen wir zum traurigen Teil, denn nächstes Jahr sollen rund 10.000 Roma aus dem Kosovo, die seit dem Krieg (meint: rund 20 Jahre) dort hier leben (also auch solche, die erst hier geboren wurden), dorthin abgeschoben werden. Wahrscheinlich, weil wir in Deutschland nur "gute" Migranten gebrauchen können, und nicht solche mit solch katastrophal schlechter Schulbildung, wie man sie in Deutschland nun mal kriegt.

Mehr dazu, und was man dagegen tun kann, bei Aktion Sühnezeichen.

Freitag, 5. November 2010

Bombenidee

Wie blöd ist es eigentlich, eine Paketbombe zu schicken?

(OK, richtig blöd ist es, eine Paketbombe zu verschicken, nicht genug Porto drauf zu machen und dann das als ungenügend frankiert zurückgesendete Paket zu öffnen, wie es wohl schon mal jemand gemacht hat.) (Suchen Sie nach darwin award, ich hab jetzt keine Zeit).

Aber mal abgesehen davon, dass das nicht beim Adressaten ankommt - deutet eine Paketbombe nicht darauf hin, dass der Absender überhaupt keine Ahnung davon hat, was es bedeutet, ein Land zu regieren? Hier noch mal für alle Anarchos und Revoluzzer:

Der Regierungschef eines normalen Landes hat so viel zu tun, dass er (oder sie) nicht dazu kommt, die Post selbst aufzumachen. Das macht jemand anders für sie (oder ihn).

Echt wahr. Das mag zwar irgendwie imperialistisch-ausbeuterisch sein, aber da hat man da dann einfach keine Zeit für, vor lauter Entscheidungen treffen und so. Mal auf plastisch formuliert: Ein Land zu regieren ist noch schwieriger, als einen Putzplan in der WG zum funktionieren zu kriegen.

Wer also eine Paketbombe schickt, macht also für alle deutlich, dass er nicht nur ein feiger unmoralischer Drecksack ist, sondern auch, dass er von den Umständen, die er gerne ändern möchte, keinen blassen Schimmer hat. Deswegen haben solche Gruppen auch bei Wahlen keine Chance und nicht, weil das System sie unterdrücken würde.

*****

Und laut Umfrage ist Frau Kramp-Karrenbauer die beliebteste Politikerin im Saarland. Die Tante wurde auch gefragt, und an ihr kann's nicht gelegen haben, ehrlich nicht.

Donnerstag, 4. November 2010

Roma auch aus anderen Ländern deportiert

Wie soeben der TanteJensen-Auslandsredaktion bekannt wurde, führen auch andere europäische Länder Roma in großem Stil aus, und das mitunter sogar schon seit Jahrzehnten. Zu den Ländern, die diese Praxis betreiben, zählen u. a. Holland, Spanien und Italien.

In allen Ländern leben die Roma in großen Lagern, in denen sie fast keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Und kurz, bevor sie ausgewachsen sind, werden sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und zusammengepfercht in Lastern, ohne Belüftung oder Tageslicht, in fremde Länder gefahren.

Bild: Typische Roma in typischer Umgebung unscharf abgelichtet

Dienstag, 2. November 2010

Tante Jensen fragt, Gott antwortet.

Hat ganz fix geantwortet, der Gott. Ist aber auch schon ein bißchen alt geworden, früher waren seine Texte schmissiger.