Dienstag, 19. April 2011

Gebildbrote sprachen mit dem toten Papst

Es ist Osterzeit, und da kriegt man ja wieder allerhand zu hören. Zum Beispiel, dass Jesus einem Jünger auftrug: Geh mal in das nächste Dorf, da steht ein Esel, auf dem noch niemand geritten ist und hol mir den, auf dem reit ich dann in die Stadt ein. Also Tote-aufwecken und Über-Wasser-gehen sind ja schon ganz schön abgespacet, aber das ist wirklich total verrückt.

Des weiteren kann man in Zeitungen, deren Redaktionen noch ein paar Stellen zu füllen hatten, was über Gebildbrote (also Backwaren, die einen konkreten bildnerischen Aufwand erfüllen, mithin etwas darstellen) lesen, die besonders zu Ostern beliebt seien. Zu diesen zähle auch die Brezel. Die stelle nämlich betende Kinderhände dar.

Isses Quatsch. Betende Hände sehen so aus:

Sähen betende Kinderhände so aus wie eine Brezel, müssten Kinder aber jeden Tag drei Mal den Heiligen Gerebernus anrufen mit der Bitte, ihre Unterarme wieder zu entknoten. In Wahrheit ist die Brezel eine hervorragende handwerkliche Lösung einer ökonomischen und statischen Aufgabenstellung:

Entwickle ein Backwerk, dass 
  1. möglichst viel Oberfläche hat,
  2. möglichst dünn ist, 
  3. dabei aber möglichst wenig Raum einnimmt,
  4. vor und nach der Herstellung möglichst formstabil bleibt und
  5. in möglichst wenig Arbeitsschritten hergestellt werden kann.
Das alles leistet die Brezel mit Bravour und genau darum ist sie auch noch immer so beliebt, beliebter sicherlich als das Beten, auch wenn das ja doch gar nicht weh tut.



Sie entsteht aus einem einzigen Teigstrang, es muss kaum was abgemessen oder geschnitten werden. Die Brezel ist fast gleichmäßig dünn, was eine gute Ofenauslastung zur Folge hat und auch dafür sorgt, dass sie fast gleichmäßig gar ist. Zusätzlich wird dadurch, dass es dicke und dünne Stellen gibt, jeder Geschmack befriedigt.
Ein 14cm x 14 cm großes Testobjekt wäre (war) ausgerollt 65 cm lang, also komplett unhandlich. Durch die drei Kontaktstellen ist die Brezel äußerst stabil, auch wenn man was abgebissen hat (das hebt sie gegen Teigkreise oder Schlangenformen heraus).

Und man kann sagen, wenn man sie stolz erfunden hat und die Kleriker anfangen zu maulen, dass das bestimmt nicht gottgewollt sei, weil davon ja nichts in der Bibel stehe, dass sie aussehe wie zwei betende Kinderhände. Wer glaubt, dass Eselbesitzer fröhlich ihre Esel hergeben wenn jemand kommt und sagt, es sei für den Messias, der glaubt auch, dass so betende Kinderhände aussehen.

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