Das
war natürlich zunächst ein herber Schlag ins Kontor. In der
Straßenbahn smste ich Svenja mein Leid. Direkt kam die Antwort, mit
der Frage, ob man sich denn mal sehe. Das ging noch ein paar mal
unnötig hin und her, und wir verabredeten uns für das Abendessen
bei ihr.
Sie
wohnte im angesagtesten Stadtteil, teilsaniert. Mit extra viel Axe
auf der Brust und einer Flasche Wein in der Hand stand ich pünktlich
vor der Wohnungstür. Um ein Zeugnis meiner Kultiviertheit
abzuliefern und gleichzeitig zu demonstrieren, wie gut ich zuhören
kann, handelte es sich um eine Flasche Portugiesischen Weißherbst.
Blumen brauchte er nicht mitzubringen, es waren bereits welche vorhanden. |
Ich
erhoffte mir viel von dem Abend – vor allem Insiderinformationen
über das SMS-Geschäft, aber auch saftige Anekdoten aus der hohen
Politik. Es sollte jedoch alles ganz anders kommen. Sie öffnete die
Tür.
„Oh,
Andy! Glad you could make it!“ Küsschen links, Küsschen rechts.
Sie hatte ein bodenlanges rotes Abendkleid an und ein dezentes Parfum
aufgelegt – Moschus und Pfirsichblüte, mit einer Kopfnote von
Walnuss und einem winzigen Hauch Zander.
„Du
hast wine mitgebracht! Komm rein!“ Ihre Wohnung war hübsch
eingerichtet – Reste aus WG-Beständen neben drei, vier
Designerteilen. Alte Filmplakate und ein Schwarzweißfoto von Paris.
Fotos, auf denen sie und ihre Freundinnen auf Kommando total gut
gelaunt in die Kamera lachen. Ein Kunstdruck, auf dem groß und in
Gold die Unterschrift des Malers noch mal abgedruckt ist, damit alle
sofort sehen, ob das Bild im Flur von Monet oder von Manet ist. Ich sah nach: Es war von Braque.
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Aha, Sie sehen das also anders oder auch so? Wie genau?
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